7. Bikertreffen zum 1. Advent 2009 und Orgelweihe in St. Michael in Hamburg




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Ulrich Andrees vor dem Hamburg-Museum
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             Dirk H.  und   Ulrich Andrees an einer Bar in St. Pauli

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       Magnus (Bikerrepräsentant des Jahres)

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      beim Eierpunsch auf dem DOM


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                                                                             Die Gang



Wiedereinweihung der Orgel in St. Michael (Michel) am 1. Advent 2009 mit einem Festakt und einem Festgottesdienst


         
Der Erzengel Michael (Wer ist wie Gott?) ist laut Wikipedia ein in der Bibel beschriebener Engel, der für alle drei abrahameischen Relegionen von Bedeutung ist. Den Christen gilt er als Bezwinger des Satans und Seelenwäger am Tag des jüngsten Gerichts. Er ist Schutzpatron des Heiligen Römschen Reiches und später Deutschlands.

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 Meine Geschichte mit  Michael  (Text  1998, außer kursive Einschüben)

Das traumatische Ereignis zuerst; Michael (1957 - 1985) hieß derjenige der Studienfreunde (1 + 1), mit dem ich am engsten verbunden war, von dem ich am meisten gelernt hatte, der einzige Mensch, dem ich mich aus damaliger Sicht untergeordnet hätte und er war derjenige, den das Schiksal in den Selbstmord getrieben hat.

Michael war das Sakrament der Taufe auf Wunsch einer Großmutter noch in der Entbindungsklinik zu Teil geworden. Der Zustand einer schwachen Mutter drängte zur Eile. Einen Zugang zum Glauben konnte er nicht finden. Ich hatte seinerzeit mit Lesungen im Alten Testament begommen. Auf der Studentenstube trug Michael einige Verse daraus bühnenreif vor. Gelesen hatte er auch diese wenigen Zeilen nicht.

Zwischen uns lief es, wie es immer läuft, wenn es gut läuft. Anfangs konnten wir uns nicht ausstehen, zum Schluß waren wir die besten Freunde. Ich kann und will hier nicht alles aufzählen, von dem, wovon ich heute noch zehre. Wir konnten einander verstehen und gegenseitig unsere Isoliertheit durchbrechen. Wenn die Freundschaft junger Männer auch Liebe sein darf; ja, geistig eben, damals. (Comming out erst 2000). Wir träumten voraus, was heute Realität ist, ein wiedervereinigtes Deutschland und mehr. Einmal fragte er: " Gehst du auch manchmal, um zu schauen, wo man mal die Tafeln anbringen könnte, die an dich erinnern würden? - Ja.". Wir wollten uns einsätzen und in Erinnerung bleiben.

Die Teilnahme an Motorradtreffen in Böhmen in den Jahren 1983 und 1984, bei denen es Kontakte zu westdeutschen Motorradfahrern gab, führten unser Denken wesentlich voran. Die entsprechenden Kontakte hatte Michael hergestellt.

Nach dem Studium stieg er im Kraftverkehrskombinat in Suhl schnell zum Direktor für Instandhaltung auf. In gleichem Maße wuchsen auch seine Probleme. Er wurde Mitglied der SED. Irgendjemand und ich hatten für ihn gebürgt. Im Oktober 1984 war er letzmalig bei mir zu Besuch. Er kam zu mir und zu meinen Eltern, um seine Situation zu überprüfen. Er kannte auch meine Eltern von zwei, drei vorangegangenen Zusammentraffen. Seine Probleme hatten sich überschnitten; allgemein politisch, beruflich und privat. Er äußerte, noch etwas Zeit zu haben, doch wenn sich die Dinge nicht regeln ließen, würde er sich das Leben nehmen. Da trat Stille ein im Wohnzimmer meiner elterlichen Familie. Es folgten beliebige Beschwichtigungen. Im Januar 1985 war er zu Tode gekommen auf die Art und Weise, die er angekündigt hatte. Alle waren entsetzt und betroffen. 

Für mich war sein Tod der Ausgangspunkt, der im August 1985 bei mir zum offenen Ausbruch von Schizophrenie (Bewußtseinsspaltung, gespaltenes Denken, Krankheit der Könige) führte. Es war die Überschneidung aus dem ungeliebten, aufgezwungenen Arbeitsprozeß und dem Verlußt des Freundes. Ich war verbittert darüber, daß seine Umgebung in Betrieb und Familie nicht ausreichend auf ihn geachtet hatten. Konnten die nicht aufpassen?

Am eigenen Arbeitsplatz hatte ich mir als Ziele nur zwei Alternativen gelassen. Entweder würde ich die von mir ausgearbeiteten Arbeitsorganisation durchsetzen oder ein vollständiges Scheitern dieser Pläne herbeiführen. Das Scheitern trat ein. Es ging einher mit einer Einvernahme durch die Staatssicherheit. Dabei wurden drei heute noch interessante Aussagen von mir getroffen:

            1.         Zur Konsolidierung der DDR hätte man vielleicht noch 5 Jahre Zeit.

            2.         Die zwischen der UdSSR (Gorbatschow war schon im Amt) und den USA  betriebene Politik zur Verminderung der                                             bestehenden Spannungen sei tiefgreifender, als dies an der Oberfläche der Verlautbarungen zu erkennen sei und sie verlaufe                         auch konspirativ.

            3.         Man sollte anfangen, sich in das von Präsident Ronald Raegen am Ende einer jeden Rede gesprochene Gebet: "God bless                             America, God bless you all." mit  einzubeziehen.

Es  sollte noch etwas Dauern bis ich erkannte, das zumindest meine Eltern, die heute auch schon von der Welt gegangen sind, an ihm schuldig geworden waren. Beide waren der ev. Kirche formal zugehörig, wenn auch weit davon entfernt. Ich war getauft, mehr nicht. Wohl suchte ich Gott. Ich konnte nicht Wissen, was zu sagen gewesen wäre: "Du hast Dir das Leben nicht gegeben, Du solltest es Dir nicht nehmen, Du kannst nicht wissen was der Herr noch mit Dir vor hat."  ... hätte es Vater, der Bestatter, nicht wissen müssen, sagen sollen?

So nahm Gott Michael aus dem Leben um uns beide zu bekommen: ihn im Tode und mich im Leben.  So ist er, der alte Gott, der Väter Israels, dessen Sohn unser Heiland ist, zu dem wir schutzsuchend fliehen.

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So war es für mich nahezu Fügung, fast 25 Jahre nach diesen ereignissen in St. Michael bei der Einweihung der Orgel dabei sein zu können.

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Der Festakt war für den Stellenwert untermaßig. Hamburg feierte sich nur schlecht selbst.  Außer Bischhof (-in) Yepsen keine Bekannten oder vorgestellten Gäste. -   Ist  die Rückgewinnung eines nationalen Symbols in Hamburg weniger Wert als in Dresden?   Schade.
Nur die Orgel lohnt, allemal.

Um den Bogen zurück zum Motoradtreffen zu spannen hatte ich mir erlaubt Herrn von Beust, als er vor dem Gottesdienst eilig am gehen war, anzusprechen um wenigstens eine Grußbotschaft aus der deutschen Hauptstadt, meiner Geburts- und Arbeitsstätte, und von den in der Stadt weilenden schwulen Motorradfahren zu übermitteln, die er erwiederte. Zur Erinerung übergab ich mein Berlin-Base-Cap und meine Karte.
Die Geschichte wurde von den Motorradfahrern beim anschließenden Bikerbrunch mit einem freundlichen Hallo zur Kenntnis genommen.
Zwichenzeitlich habe ich auch Herrn Wowereit von meiner Eigenmächtigkeit in Kenntnis gesetzt .......

So war für mich Hamburg am 1. Advent 2009.