Private Homepage von Ulrich Andrees

email

 

 

 14. November 2009

                 Zossen gedenkt der politischen Opfer des Faschismus

                                Alfred1

Alfred2 Alfred3

Alfred Schulz war Großonkel von Ulrich Andrees

Ulrich Andrees dankt Herrn Lüders (Bürgermeister der Stadt Zossen a.D.) und seinen Unterstützern für die Durchführung der namentlichen Würdigung.

Onkel Alfred            (Text 1998,  Ergänzungen kursiv)

 

Onkel Alfred (1906 - 1984) war ein Bruder meiner Großmutter mütterlicherseits und gelernter Buchdrucker. Er hatte zweifellos ein gutes Herz. Als Kommunist saß er vor dem Krieg einige Zeit im Konzentrationslager Oranienburg/Sachsenhausen. Er änderte seine Weltanschauung im Krieg und danach nicht mehr, verhielt sich aber so, daß er überleben konnte. Zwischen ihm und meiner Mutter bestand aus den gemeinsam in Zossen verbrachten Vorkriegsjahren eine enge Bindung, der weltanschauliche Unterschiede nichts anhaben konnten. Später war er für den Schriftstellerverband der DDR tätig. Bereits in den 70-iger Jahren war sein Leben durch ein Leiden so stark beeinträchtigt, daß er nicht mehr arbeitsfähig war.

Wir sahen uns bis zu seinem Tode mehrmals im Jahr und sprachen natürlich immer über Politik. Er war der politische Gegenpol zum Elternhaus. In jener Zeit gipfelte der Disput in meiner These: "Der Westen sei zwar kapitalistisch und böse aber offensichtlich selbst für die kleinen Leute erträglicher als der vom guten wollen geleitete Osten.". Wir ließen einander kaum eine Chance. Uns standen die Tränen in den Augen. Die Situation war schizophren. Wir konnten das fehlende Glied nicht finden.Es war die Diagnose der Krankheit, die später in mir ausbrechen sollte.

Ich glaube es hat ihn verletzt, das ich 1978 in seine Partei, die SED, eintrat ohne ihn gefragt zu haben, ob er zu diesem Zweck für mich bürgen würde. Eine entsprechende Erwärung hatte ich verworfen. Es wäre unaufrichtig gewesen. Ich hätte nicht daruf aufbauen können, den redlichen Glauben eines wackeren Mannes so direkt zu hintergehen. Während meiner Studienzeit erhielt ich eine regelmäßige Unterstützung von meinem Onkel Alfred und seiner Frau.

Seine Ehe blieb kinderlos. Seine Frau pflegte ihn aufopferungsvoll und verstarb  2006.


Parteieintritt SED (1978)            (Text 1998,  Ergänzungen kursiv)

 
Es war für mich eine schwere Entscheidung. Meine Eltern meinten, ich könnte mir meinen Weg erleichtern. Leichter wurde er nicht; aber anders.

Die für mich ausschlaggebende Person war mein Klassenleherer, dessen Vorname auch Alfred war und der für mich eine der zwei erforderlichen Bürgschaften leistete. So wie er die Dinge darstellte und händelte, ja so konnte ich das wohl auch. Halt immer auch mit etwas Abstand zu dem, was man tat.

Ich hatte mit ihm eine Konfliktsituation zu bestehen. Wegen einer Disziplinlosigkeit einzelner Kameraden, ließ er die ganze Klasse vielleicht eine halbe Stunde nachsitzen. In dieser halben Stunde fuhren für die Hälfte der Schüler der Klasse und auch für mich die Busse des Arbeiterberufsverkehres fort. Wir würden 2 Stunden herumsitzen, Stunden, die uns ja auch zum lernen fehlen würden, während der andere Teil der Klasse in's Lehrlingswohnheim trabte und eigentlich nicht viel verpaßt hatte. Ich stellte ihn mit dieser Argumentation zur Rede; derartiges kam nicht mehr vor. Er wurde ein Freund. Einige Kameraden wurden Zeugen der kurzen Auseinandersetzung. Es hat mir nicht geschadet.

Die zweite, unproblematische Bürgschaft leistete ein Lehrmeister.

Eine letzte Voraussetzung bestand darin, den eigenen formalen Lebenslauf von einer geeigneten Person bestätigen zu lassen. Hier mußte Onkel (Mieter) ran. Ich erklärte ihm ruhig und sachlich meine Position und die meiner Eltern. Er hatte keien Einwand, keine Frage, keine Mahnung. Er tat worum ich gebeten hatte. Und es war auch ein Vertrag. Wir konnten füreinander offen bleiben.

Wo war Gott? Das Gebet lautete so: "Alter wenn die Fragen, ob ich aus der Kirche austrete sage ich nein und werde gegebenenfalls Pfarrer.". Die haben nicht gefragt.

Zu dem Thema gab es auch ein Gespräch mit ein paar Kameraden aus meiner und der Parallelklasse. Nachdem ich die meisten meiner Unsicherheiten, Vorbehalte und Bedenken dargestellt hatte, gipfelte das Mißtrauen der Kameraden in der Frage: "Warum ich eigentlich eingetreten sei?". Ich antwortete: "Das ich glauben würde, daß Herr Honecker und Co., gleich was sonst passieren würde, unbedingt Frieden halten würde, was doch wohl der Unterstützung Wert wäre. Alles andere müßte man später konktet sehen und entscheiden.". Ich bin heute dankbar dafür, das ich mich in diesem Punkt, in meinen Genossen nicht getäuscht habe.

Meine Parteikarriere war unspektakulär.

Natürlich hat man sich auch bei mir erkundigt. Ich habe gesagt, daß ich ein offener Mensch sei und bleiben wollte. Wenn jemand kommt und zu gleich welchem Thema meine Meinung wissen wollte, so würde er sie erfahren können. Ich wäre der Meinung, daß man auch in der DDR nicht gleich jeden einsperren würde der auf Nachfrage seine Meinung ehrlich wiedergibt, ansonsten aber bereit wäre gutwillig zu arbeiten. Im übrigen würde ich nicht gedenken mich mit einem Schild um den Hals auf den Alexanderplatz zu stellen. Das habe ich zwei, dreimal so erzählt, so gehandelt und keine Probleme gehabt.

Alfred4

              Alfred Schulz    (1906 - 1984)
)
alfred5

                       Matrin  und  Alfred Schulz

                                                                alfred6

                                                                                    75. Geburtstag am 03.05.2009 mit Ehefrau Edith